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Das aktuelle Foto vom 3. April 2016

Vom Lachen der Bettler

Vom Lachen der Bettler

Bettler mögen wir nicht. Zu den Ärmsten gehörend denken wir, die sollten doch arbeiten oder zur Fürsorge gehen. Hier in Stockholm gibt es auf jeder Bahn- oder Metrostation Bettler. Nur wenige davon sind Einheimische, die meisten sind Männer oder bunt gekleidete Frauen jeden Alters aus Rumänien. Sie reisen innerhalb des Schengenraumes hin und her. Sie sitzen im Sommer wie während den kältesten Wintertagen am Boden, eingehüllt in Decken, ausserhalb des abgesperrten Raumes auf öffentlichem Grund. Neben dem Pappbecher vor ihnen für die Gaben, liegt ein Bild ihrer Familie, für welche sie sammeln, oder Plastiktüten voller Lebensmittel oder Kleider, die sie bereits erhalten haben.

Die meisten bleiben anonym, doch eine junge Frau, die hier in Rockstar, wo ich wohne, bettelt, scheint mehrere Passanten zu kennen indem sie ein paar Worte mit ihnen austauscht. Mich begrüsst sie lachend mit „hei Baba“, wenn ich neben ihr vorbeigehend auf die Metro eile oder von einem Ausflug zurückkomme. Und erst kürzlich wurde mir bewusst, dass diese Frau, die draussen im Schatten und während vieler Monate in eisiger Kälte sitzt, die einzige Person in der Millionenstadt ist, die mir offene, freundliche Blicke schenkt.
Vorgestern fotografierte ich in Vallenby eine Gruppe dieser bunten Frauen. Sie freuten sich über meine Aufmerksamkeit und riefen mir nach: stell uns in Facebook!

© Foto und Text: Fritz Berger