8. März 2011

Nr. 9 Im Schatten der Pagoden

Im Januar 2011 machte ich für drei Wochen Ferien in Myanmar. Burma, wie Myanmar damals hiess, besuchte ich bereits 1974 zusammen mit Dora. Mich faszinierten vor allem die zarten schönen Menschen, die ihre Gesichter mit Baumrindenpuder schmückten. Und diesen wollte ich unbedingt noch einmal begegnen.

Myanmar wirbt gegenwärtig mit dem Slogan "Das goldene Land" um Touristen. Ich begegnete auffällig vielen koreanischen Besuchern, aber auch Einzelreisenden aus Europa, Russland und Amerika. Viele von ihnen waren schon mehrmals in Myanmar. Das Land hat neben seinen lieblichen Menschen kulturell viel zu bieten. Die Randgebiete mit interessanten Menschen und Naturparks sind für Fremde jedoch noch gesperrt.

In Myanmar sprechen nicht viele Leute Englisch. Noch weniger konnten ins Ausland reisen. Fremde TV-Sender können zwar über Satellit empfangen werden, doch Wenige können sich die teuren Antennen leisten. In der einzigen englischen Tageszeitung las ich über die Bildung des neuen Parlaments, über Eröffnungen von Kraftwerken, Strassen, und Fabriken, über die Bildung der neuen Regierung. Die internationalen Kurznachrichten enthielten kein Wort über den Aufstand in Ägypten. Es gab jedoch Berichte von Toten im Konflikt mit den Menschen an der Grenze zu Thailand.

Als ich im Süden einen Mullah fotografierte, erhob er seine Hand zum Siegeszeichen und sagte begeistert: "Ich bin der Bruder (=Freund) von Bin Laden". Dadurch gab er die Unzufriedenheit, die im Land herrscht, auf seine Art kund. "Es wird alles beim alten bleiben", sagten mir Menschen, die ich auf ihre Meinung zur neuen Regierung ansprach. Eine Frau, die im Grenzgebiet zu Bangladesch arbeitet, erzählte mir auf dem Heimflug, den dortigen Bewohnern seien vor Jahren die Identitätskarten abgenommen worden, und für Besuche ins Nachbardorf müsse sie eine Bewilligung einholen.

Unterwegs machte mich eine Reiseleiterin auf die grossen modernen Gebäude aufmerksam, die viele Kilometer ausserhalb der Städte auffallen: "Das sind Universitäten, die das Militär nach den Unruhen von 1988 gebaut hat, um so die Stundenten besser kontrollieren zu können."

Ich lebte vor allem in Yangon (früher Rangun und einstige Hauptstadt). Per Flugzeug besuchte ich den mittleren Norden mit dem Inle-See und Bagan und sein Hinterland. Dann bereiste ich mit Bus, Schiff und Zug den Süden, wo es angenehm warm war und es mir sehr zusagte. Das Gebiet wird wenig bereist, und seine Städte sind noch stark von der englischen Kolonialzeit geprägt. Fotos von goldenen Pagoden markieren Myanmar im Ausland. Im folgenden Bericht zeige ich seinen Alltag.

Kathmandu, 8. März 2011 ©fb

IM SÜDEN

Fischerboot auf dem Thanlwin-Fluss. Das fischreiche Gewässer entspringt in China und druchfliesst ganz Myanmar.

Morgenbad am Thanlwin, beobachtet vom Passagierboot aus, das zwischen Hpa-an und Mawlamyine kreuzt.

Eine Frau verkauft auf dem Passagierboot Wachteleier. Diese sind beliebt und gelten als Kraftspender.

Im Fischerdorf bei Setse. Die geernteten Fische werden vor dem Abtransport auf Gestellen getrocknet.

Mönche im Gespräch, nach Sonnenuntergang auf Golden Rock.

Ein Junge sucht Recyclingwaren in Mawlamyine. Das Gefundene verkauft er an einen Zwischenhändler.

Mein "Mototaxi" (mit Frau) in Mawlamyine. "Durch diese Arbeit kann ich mit meiner Familie überleben."


BAGAN UND UMGEBUNG


Am Amayeyarwaddy-Fluss gibt es stille Orte zum Fotografieren.

Im Hinterland sammelt eine Bäuerin Sojabohnen auf, die auf die trockene Erde gefallen sind.

Am Hafen von Bagan entladen Frauen Kies, der aus dem Flussboden gehoben wurde.

Auf einer der vielen Pagoden warten Touristen auf den Sonnenuntergang - belagert von Souvenirverkäufern.

Riesige Wasserkrüge auf dem Jahrmarkt von Bagan.

Wandschmuck in einem Restaurant auf Mt Popa.

Auf einigen Hügeln ist der ausgetrocknete Boden voll von versteinertem Holz.

Statue und Bild im Heimatort vom sehr beliebten Gott der Trinker auf Mt Popa.


AM INLE-SEE

Die Hügel um den Inle-See sind im Winter trocken und fast nur mit Trockenbusch bedeckt.

Vollbeladen zum Wochenmarkt. Im Hintergrund Trockenbusch.

Diese Gemüsegärtnerin produziert Frischgemüse, die sie per Nachtbus nach Yangon schickt.

Idylle mit Boot und Wasservögeln auf dem Inle-See.


Hausbau mit Palmblättern und Bambus auf dem Inle-See.

Knaben bewegen ihre Einbäume mit der typischen, nur auf dem Inle-See gebräuchlichen Ruderart vorbei an einer Frau, die ihre Wäsche macht.

Zwei Buben haben ihr Gesicht mit Baumrindenmehl verziert. Diese Art Schmuck ist vor allem bei Frauen sehr verbreitet.


IN YANGON


Im Flusshafen von Yangon liegen Motorbote vor Anker. Ein Fährboot verbindet die beiden Ufer.

Eine Busreklame wirbt mit dem Spruch Geniesse das Leben für Alkohol.

Das Speiseangebot der Strassenküchen ist äusserst vielfältig.

Trinkwasser steht überall gratis zur Verfügung.

Hausfassaden erinnern an die Zeiten der englischen Besetzung.

Verziertes Strassentelefon. Funktelefone sind erst im Kommen.