8. August 2010

Nr. 3 Narphu - Manang - Muktinath

Dieser Blogeintrag zeigt kommentierte Fotos meiner Reise ins Hochland von Narphu, Manang und Muktinath. Sie dauerte vom 23. Juni bis zum 16. Juli. Ich war unterwegs mit Nabin und der Assistentin Rito, beide von ICIMOD, sowie den Trägern Devi und Noval. Unser Ziel war das Fotografieren der Vegetation und der Menschen im Hochland von Narphu. Im Marshyandi-Tal, in Manang und in Muktinath wiederholten wir Landschaftsaufnahmen aus dem Jahre 1978. Damals besuchte ich dieses wunderbare noch unberührte Hochtal mit Dora und unseren drei Kindern.

Ich staunte dieses Mal, wie bewaldet - wenn auch lichte und niedrig - Manang heute ist. Vergleiche mit alten Fotos zeigen, dass der Baumbestand zugenommen hat. Karger, aber nicht weniger vielfältig ist die Vegetation im höher gelegenen Narphu. Es gehört wie Manang zum Annapurna Schutzgebiet. Unterwegs konnten wir mehrere Herden der geschützten Argali oder Riesenwildschafe (Ovis ammon) beobachten.

Erst jetzt komme ich dazu, diesen Eintrag zu schreiben. Nach der Rückkehr nach Kathmandu war ich voll damit beschäftigt, die von der Schweizer Botschaft finanzierte Ausstellung Ein neuer Baum in Charikot fertig zu stellen. Am nächsten Dienstag geht die Austtellung nach zehn Tagen zu Ende. Die Aufnahmen über Veränderungen Nepals in den vergangenen dreissig Jahren stiessen bei Besuchern und Medien auf grosses Interesse.

Gegenwärtig ist Marianne aus dem Simmental bei mir zu Besuch. Eine gute Gelegenheit, mehrere interessante antike Orte in der Umgebung von Kathmandu zu besuchen.


Reispflanzen im Tal
In den ersten zwei Tagen konnten wir immer wieder Bauern beim Reispflanzen beobachten. Die Männer bereiten den bereits unter Wasser stehenden Acker, die Frauen setzen anschliessend die Reissetzlinge.


Nebel, Wolken, Regen
Wie zu dieser Jahreszeit üblich erlebten wir während den ganzen drei Wochen nur wenige Sonnenscheinstunden. Der Blick auf die Schneeberge war eine Seltenheit. So blieb uns nichts anderes, als den Nebel in die Bildgestaltung einzubinden, wie in dieser Aufnahme aus dem oberen Marshyandital. Im Vordergrund ein Bambuswäldchen.


Die Strasse nach Manang
Die neue Strasse von Besisahar nach Manang muss vielerorts in den Felsen gesprengt werden. Dabei zerstören die fallenden Felsbrocken die unterhalb wachsende Vegetation. Wenn die Strasse nach einigen Jahren bis Manang befahren werden kann, sind grosse Veränderungen in Trekkinggeschäft zu erwarten. Im Jahr 2009 machten fast 20'000 Touristen den Fussmarsch rund um die Annapurna.


Gasthaus am Wege
Alle paar Stunden finden Touristen in der Reisesaison (Frühwinter und Frühling) ein offenes Gasthaus. In den einst kleinen Dörfern gibt es heute Dutzende Hotels. Auf dem Foto sehen wir eine Küche in Timang, in der auf diesem schönen Holzherd unser Mittags-Dhal-Bhat zubereitet wurde.


Eine heilige Eibe
In Thanchok, wo wir für eine Nacht blieben, fand ich bei einem kleinen Tempel diese riesige Eibe. Ihre Äste bedeckten den ganzen Tempelbereich. Auch in den umliegenden Wäldern begegneten wir zwischen zwei- und dreitausend Meter immer wieder diesem wertvollen Nadelbaum.


Der Juniperusbaum - eine Augenweide
Im Hochland von Narphu (Foto) und Manag bildet der Juniperus die Waldgrenze auf viertausend Meter. Er wächst alleinstehend oder in lichten Beständen. Seine dicken, oft kurzen und krummen Stämme sind viele Tausende Jahre alt. In milden Lagen gedeiht auch die Birke bis auf viertausend Meter, oft in geschlossenen Beständen.


Phu - nur Stunden von Tibet
Das einst befestigte Dorf liegt an einen Hügel auf 4080 Meter, nahe des gleichnamigen Baches. Eingeschneit im Winter wird im Mai auf bewässerten Feldern Gerste und neuerdings auch Weizen gesät. Anfangs Juli, als wir dort waren, wurden die Felder von Hand gejätet. Es ist Frauenarbeit. Die Männer versorgen auf den Hochweiden die Yaks, Ziegen und Schafe.


Kira - das Gold, das wächst
Seit einigen Jahren wird der Norden Nepals von einem Goldrausch spezieller Art heimgesucht. Es geht um die einzigartige "Pflanze" Yarsagumpa (Cordyceps sinensis). Bei der drei bis fünf cm langen Wurzel mit einem vertrockneten Trieb handelt es sich um einen Raupenpilz, einen Bastard zwischen Tier und Pflanze, der im Gebirge um Phu im Juni gesucht und im Juli für sehr teueres Geld an Händler aus den Tiefland verkauft wird. Yarsagumpa (oder Kira auf Nepali), wird nach China, Tibet und andern asiatischen Ländern exportiert und zu allerlei Medizin verarbeitet.


Menschen in Nar
Nar liegt ein bis zwei Tagesmärsche südlich von Phu und hundert Meter höher. Es ist grösser, hat bessere Felder und wird von einer anderen Volksgruppe besiedelt. Hier gibt es bereits einige Hotels. Das Gebiet wurde erst vor acht Jahren für Touristen geöffnet.


Eine Schlucht - ein Naturwunder
Wegen Schneefall konnten wir nicht über den Kangla Pass nach Manang und mussten noch einmal die Narbach Schlucht nach Chame durchqueren. Ich war glücklich, denn ihre schroffen Felswände über dem tosenden Bach sind wirklich etwas vom Wildesten, was ich je gesehen habe. Zudem wachsen hier am Weg und weit hinauf an den steilen Hängen eine aussergewöhnliche Vielfalt an Gräsern, Blumen, Kräutern, Farnen, Moosen Sträuchern und vor allem Bäumen. Es sind dies kaum berührte Bestände von Pappel, Juniperus, Birke, Föhre, Ahorn, Weiss- und Rottanne, sowie Eibe.


Annapurna II (7937m)
Der Gipfel der Annapurna II fotografiert vom Dorf Ghyaru (3670m) aus. Zwar mussten wir einige Stunden vor dem Hotel warten, bis sich der Nebel lichtete und uns den Blick frei gab auf die Nordflanke dieses wunderbaren (Fast-)Achttausenders.


Äcker in Nawal (3660m)
Auf bewässertem Boden werden hier Weizen und Buchweizen angebaut. In den letzten Jahren sind viele Leute aus dem Manangtal nach Kathmandu abgewandert, so dass immer mehr Felder brach bleiben.


Kinder beim Spiel
Ich vermag nicht zu sagen, ob diese Kinder im Dorf Manang lokale Eltern haben, oder solche, die als Gastarbeiter aus dem Hügelland ins Hochtal gekommen sind. Im Nachbardorf Braga jedenfalls unterrichtet ein Lehrerpaar aus Besisahar in der Unterschule nur gerade dreissig Kinder. Alle ihre Eltern sind Gastarbeiter aus dem Hügelland um Pokhara


Wilder Rhabarber
Auf dem Weg hinauf zum Thorong La finde ich auf den Wiesen wilden Rhabarber. Rhabarberwurzeln waren einst eine wichtige Medizin, die auf der Seidenstrasse bis nach Europa gelangte. Auf beinahe 4000 Meter gedeihen zudem Aster, Alpenrosen, blauer Mond und vieles mehr.


Saumtiere auf 5426 Meter
Wie vor 32 Jahren begingen wir der Thorong La Pass eingenebelt. Einige Schneeflocken fielen. Eine Gruppe unbeladener Saumtiere war auf dem Weg von Manang nach Muktinath, um neue Waren aufzunehmen. Seit es von Beni eine Fahrstrasse bis Muktinath gibt, ist dies ein neuer Versorgungsweg für Manang.


Im Bus und zu Fuss
Auf unserer Tagesreise per Bus (vorne Fritz, rechts dahinter Nabin) von Jomsom nach Pokhara müssen wir viermal das Fahrzeug wechseln. Zweimal fehlt die Fahrzeugbrücke und zweimal ist die Piste wegen Felsabbrüchen nicht mehr befahrbar. Eine gute Gelegenheit, um zwischen der holprigen Fahrt die faszinierende Kaligandaki-Schlucht zu Fuss zu erleben.


Kathmandu, 8. August 2010 © Fritz Berger