12. November 2006

Nr. 4 Sonntag Nachmittag in Coro

Liebe LeserInnen
Die Schonzeit mit Freunden hier zu sein ist vorüber. Seit drei Tagen bin ich nun allein unterwegs. Und daran muss ich mich in der Tat gewöhnen... Vielleicht hat mein leichtes Unbehagen auch damit zu tun, dass ich noch nicht im klaren bin, wie ich von Columbien nach Panama komme. Schiff oder Flugzeug stehen zur Auswahl, da der Landweg zu gefährlich ist.

Ursula brachte mich am Mittwoch Vormittag nach Tucacas. Es ist ein schmutziger, feuchtwarmer, von Mücken geplagter Ausflugsort am Rande des Nationalparkes Morrocoy, bekannt für seine Vögel, Mangroven und Koralleninseln. Am Nachmittag brachte uns ein Motorboot auf eine Insel mit Kokospalmen und anderen laubtragenden Strandbäumen. Da das Wasser zum Schnorcheln, infolge der Regengüsse der vergangenen Tage zu trüb war, folgte ich einem Pfad durch den halb im trockenen stehenden Mangrovenwald hinter dem Sandstrand. Plötzlich stand ich auf einer offene Fläche mit einem kleinen Seelein und leuchtend ausgedehnten Flächen von farbigen Bodenbedeckern und Sträuchern. Ich blieb lange stehen, staunte und freute mich an diesem grossartigen Kunstwerk (Garten) der Natur. Auf dem Heimweg fuhr uns der Bootsmann an der Vogelinsel vorbei, wo Pelikane und andere Strandvögel vor dem Schlafen am Abednhimmel ihre Runden drehten. Später suchten sich in den Lagunen feuerrote Ibisse das Abendbrot, ein Garagist fütterte in seinem Arbeitsschuppen Kaninchen und Schweine, während die Frau in den letzten Sonnenstrahlen ein Fischernetz flickte und der Hund im seichten Wasser mit zwei Pferden spielte. Paradisisches Landleben? Auf der Insel, die wir am nächsten Tag besuchten, war das Wasser dann Schnorchelklar. Doch oh Schreck, die ausgedehnten Korallenriffe waren bis über 90 Prozent abgestorben. Ziemlich traurig drehte ich eine Runde und beobachtete die bunten Tropenfische die sich im eintönig, grauen Korallengarten tummelten...

Ursula fuhr bereits am Donnerstag Nachmittag nach Valenzia zurück und ich am Freitag mit dem Vormittagsbus weiter westwärts bis zur Kantonshaupstadt Coro. Hier wohne ich nun in einer von einem Franzosen und seiner hiesigen Frau geführten Herberge. Sie liegt mitten im kolonialen Teil, der als UNESCO Kulturerbe nun weitgehend renoviert ist. Die meist einstöckigen Gebäude, beherbergen im Zentrum Verwaltungen und haben sehr farbige Fassaden. Im diesen etwas Museumhaft wirkenden Stadtteil gibt es einige alte, schlichte Kirchen. Vor allem die Catedral, die älteste noch erhaltene Kirche von Südamerika ist ein wunderbarer, mit einer Holzdecke versehener Bau. Auf mehreren Plätzen laden unter schattenspenden Bäumen einfache Bänke zum Ruhen ein. Dort jeweils einige Minuten zu verweilen tat mir gut in diesem heissen, trockenen Klima. Alles scheint hier etwas anders zu sein. Die an den wenigen Regen angepasste Vegetation und die Sanddünen vor der Stadt und auch die Menschen. Die vorwiegend dunkelfarbigen Mischlinge sind kleingewachsen und bewegen sich in ihrer Stadt wohltuend ruhig und zufrieden.

Also denn, das wärs für heute. Ich wünsche euch allen eine gute Woche und sende liebe Grüsse
fritz

2 Kommentare:

At 13. November 2006 22:03, Anonymous endo said...

Hallo Daddy,

vielen Dank für deinen Bericht. Ich habe die Etappen deiner Reise wieder auf Google Earth verfolgt und mir dazu - angeregt durch deine Beschreibung - die Orte in exotischen Farben ausgemalt. Die sandige, wüstenhafte Umgebung von Coro (Corocoro?) ist gut erkennbar. Im Nordwesten hat's eine grosse Lagune mit vermutlich erhöhtem Salzgehalt. Im Norden erstreckt sich ein 30km-Strand mit Surfwellen.

Der Anblick der zerstörten Korallen ist bestimmt niederschmetternd. Wenn das schon in den Naturparks so ist, muss ich daraus schliessen, dass in den ungeschützen Zonen 100% futsch ist. :(

Ich freue mich auf den nächsten Bericht.
Dir alles Gute und eine erfüllte Zeit.
Gruss Christoph

 
At 14. November 2006 22:01, Anonymous Anonym said...

Hallo Fritze
Vielen Dank für Deine interessanten Berichte!
Venezuela ist wirklich ein vielseitiges Land. Wir haben gar nicht gewusst, dass Du soooooooooooooooooo gut Pfankuchen backen kannst!
Also, weiterhin alles Gute, gute Reise und gute Gesundheit
Joanis
14. 11. 2006