23. März 2008

Nr. 46 Fotobericht Patagonien

El Calafate, 23. März 2008
Liebe Mitreisende,

endlich habe ich hier wieder einen Computer gefunden, der meine Fotos laden kann. Heute berichte ich von der Reise auf der Strasse Carretera Austral, einer der interessantesten Abschnitte meiner Reise durch den Süden Chiles. Sie führt von Puerto Montt durch bewaldete Täler fast 1000 Kilometer südwärts, bis sie bei Villa O'Higgins endet. Von dort gelangte ich mit anderen Reisenden, die ich unterwegs getroffen hatte, per Schiff und zu Fuss über die Grenze nach El Chalten in Argentinien.

Auf einigen Abschnitten kam ich nur per Autostopp weiter. Die Sommerferien in Chile waren vorbei, und somit das Busangebot bereits reduziert worden. Unterwegs begegnete ich Bergen mit Schnee und Gletschern und überquerte Flüsse, die durch breite Täler den Fjorden zufliessen. Ich sah unzählige Sumpfgebiete und Seen in allen Grössen. Dieser Abschnitt Patagoniens wurde als letzter, erst ab 1930, besiedelt. Es waren Menschen aus Europa und der Insel Chiloe, die sich dort niederliessen und Wald rodeten; und das, ohne auf Indigene zu stossen. Zwei Söhne einer Schweizer Familie, welche erst vor zwanzig Jahren in dieses Gebiet ausgewandert war, traf ich in Coihayque dank eines Hinweises von Thedy.

Die an Forellen und Lachsen reichen Flüsse locken immer mehr Sportfischer nach Patagonien. Zudem scheint es für Wohlhabende Mode zu sein, hier grosse Ländereien zu erwerben. Das chilenische Elektrizitätswerk, welches in spanischem Besitz ist, will an den schönsten Flüssen im Süden mehrere Staumauern und Kraftwerke bauen. Der Strom soll über die längste Hochspannungsleitung der Welt bis in die 2500 km entfernte Hauptstadt transportiert werden. Die Bevölkerung wehrt sich mit Plakaten, Protestmärschen und Informationskampagnen unter dem Moto "Patagonien ohne Staumauern" gegen die Zerstörung der bisher unberührten Flussläufe. (www.aisenreservadevida.cl)

In Argentinien angekommen, las ich auf der Frontseite einer hier produzierten deutschen Zeitung über die blutigen Unruhen in Tibet. Über das brutale Vorgehen der chinesischen Besetzer redeten wir auch gestern beim Nachtessen, zu dem mich ReisekameradInnen eingeladen hatten. Der Spanier in der Runde berichtete, dass ihn eine Bekannte, die seit einiger Zeit in Peking wohnt, per E-Mail bat, in Katalanisch über die Ereignisse in Tibet zu berichten, da China selber keine Nachrichten verbreitet. Die Meisten sahen in einem breiten Boykot der Sommer-Olympiade eine Möglichkeit, auf China Druck auszuüben.

In den vergangen Tagen hatte ich das Glück, zu dem bekannten Granitzacken Fitz Roy zu wandern. Heute Nachmittag steht der Gletscher Perito Moreno auf dem Programm. Und morgen reise ich weiter südwärts nach Puerto Natales (wieder in Chile), von wo aus ich den Park Torres del Paine besuchen werde. Und von dort aus sind es immer noch einige hundert Kilometer bis Feuerland... fb



Die Wirtin Erika; Selbstgemachtes zum Frühstück. Die Menschen im Süden Chiles sind besonders freundlich und hilfsbereit.

Fischerbote im Hafen von Quellon; Warten auf einen guten Fang.

Kräuter, Wälder, Gletscher; patagonische Landschaft. Die Stengel der Riesenrhabarber mit Blättern bis 2 Meter Durchmesser können gegessen werden.

Patagonien; die Heimat der Fuchsia. Bei uns eine Zierpflanze sind Fuchsien im Süden Chiles sehr verbreitet. Sie wachsen als Büsche in Wäldern und am Strassenrand.

Aus kleinen Häuschen: Gräber auf dem Friedhof von Rio Tranqilo.

Tortel; der Ort, wo Stege Wege sind. Die einzelnen Teile dieses Dorfes sind nur mit Holzstegen oder Fähren miteinander verbunden. An einem Fjord gelegen wohnen nicht Fischer hier, sondern Holzfäller. Heute bringt der Fremdenverkehr neue Einkommen.

Ein klassischer Blick; Feuchtgebiet, Krummgehölz, türkisblauer Fjord, namenlose Hügel...

Die andere Seite Patagoniens; abgebrannte Wälder. Nach 1940 wurden durch unkontrollierte Brände zwei Drittel der Urwälder zerstört. Und heute: Je nach Standort gibt es Weiden, der Wald (nur Laubhölzer) ist nachgewachsen, und in extremen Lagen gedeihen nur noch Büsche.

Der kalte Winter steht bevor; Aufbereiten von Brennholz in Villa O'Higgins.

Attraktionen für Touristen; Gletscher, die in Seen oder Fjorde münden, zum Beispiel der von O'Higgins. Das Eis kommt aus dem viele hundert Meter starken südlichen Eisfeld.

Urwald pur; dichter Laubwald an der Grenze zu Argentinien.

Am warmen Küchenherd; Nikki und Gerhard. Die Österreicher sind auf ihrer Reise per Rad von Alaska nach Feuerland bald am Ziel. Sie kochten für mich auf der Zeltwanderung zum Fitz Roy.

3 Kommentare:

At 24. März 2008 21:55, Anonymous Christoph said...

Sälü Daddy,

wenn ich deinen Bericht lese und die Bilder sehe, packt mich unvermittelt das Fernweh. Es scheint, als sei Patagonien tatsächlich das Traumziel, das es in meiner Vorstellung immer gewesen ist. Im Moment beneide ich dich :-)
Cooles Radfahrerpäärchen...

Bei uns hat sich über die Ostertage der Winter noch einmal zurückgemeldet. Sogar Bern ist weiss. Ich hoffe, du hast noch eine Weile sommerliches Wetter.

In Gedanken bei dir, Christoph

 
At 7. April 2008 22:37, Anonymous Anonym said...

olympia 2008??? LIEBER FRITZ,es ist traurig aber wahr. der lauf der olympischen fackel durch paris waar ein spiesrutenlauf. die flamme musste in ein auto gerettet werden.chaos in paris!!! schlimme bilder aber noch schlimmere kommen aus lhasa !!
ich bin entsetzt und fuehle mich hilflos u. ratlos. da lesen sich deine berichte leichter.
ich denke oft an die ruhe und stille in patagonien.
heute habe ich 6 klaessler an hand von meinen verschiedenen fahnen von suedamerika erzaehlt von meinen 11 monaten in den laendern. sie waren sehr interessiert u. stellten gute fragen. es hat spass gemacht.
bei uns ist es immer noch kalt.der säntis gruesst tiefverschneit.
dir viel spass im weiter WANDERN.
herzliche gruesse marlies

 
At 8. April 2008 21:42, Anonymous Anonym said...

Lieber Fritz!

wunderbar die Bilder aus Patagonien! Ich würde gern ein Stueck mit dir wandern und mit Dir die unglaubliche Natur bewundern! Gerade hab ich ein paar Tage frei, bevor ich in den letzten Teil meiner Ausbildung starte.

Herzlichen Dank fuer das Mit-Teilen Deiner Reise, fuer die wunderbaren Photos!

herzlich
Rebekka