21. Dezember 2006

Nr. 8 In Costa Rica

Liebe Mitreisende
Seit dem 4. Dezember bin ich mit Andres in Costa Rica unterwegs. Zur Zeit sind wir für einige Tage in Monteverde, einem Touristenort im nördlichen Zentralgebirge auf 1400 Meter über Meer gelegen. Die ersten Tage waren sehr windig, heute nun ist es ruhig und sonnig mit angenehmen Temperaturen. Für das Vierbettzimmer bezahlen wir zehn Dollar und können die Küche mit toller Aussicht auf den Pazifik benutzen. Zweimal kochte ich bisher eine meiner Lieblingsspeisen: frische Bohnen mit Ingwer. Einmal mit Gschwellti und gestern mit Bratkartoffeln.

Das Angebot für Gäste aus dem In- und Ausland ist enorm vielfältig: Zwei Regenwaldreservate, ein Kinderwald (gesponsert von Schulklassen aus aller Welt), mehrere Anlagen für Kabelgleiten und Gehsteigen in den Wipfeln der Waldbäume, eine Schaukäserei, ein Orchideengarten (mit Mini-Blüten von ca. einem mm Durchmesser), je ein Frosch-, Insekten-, Schmetterling- und Schlangenzoo, unzählige Shops, Hotels, Cafes und Restaurants. Alle Einrichtungen sind verstreut in lockeren Wäldern entlang kurvenreicher Strassen. Sie werden privat geführt und befinden sich in ein- oder zweistöckigen Bauten mit Wellblechdächern.

Die Quäcker, eine religiöse Gruppe, die ursprünglich aus den USA kommt und sich hier nach dem zweiten Weltkrieg niedergelassen hat, waren der Meinung, Naturstrassen würden die Fremden fernhalten. Als Resultat hat bis heute nur gerade das kleine Geschäftszentrum eine befestigte Strasse. Ansonsten holpern Busse, Lastwagen, Jeeps, Autos und Motorräder über rauhe Strassen und bestäuben arg die Wenigen, die zu Fuss unterwegs sind.

Ich geniesse es, nun mit Andres unterwegs zu sein, und freue mich, dass wir in dem, was wir machen und anschauen wollen, gar nicht so unterschiedlich sind. Nach der Ankunft von Andres litt ich für einige Tage unter leichtem Durchfall, Fieber und starken Herpes. Wir gingen zweimal ins Stadtzentrum und besuchten dort das interessante, von einer Bank geführte Goldmuseum. Neben dem wunderbaren und sehr vielfältigen Goldschmuck der Indigenen aus der Vorkolumbianischen Zeit wird auch ihr damaliges Leben nachgezeichnet, sowie kunstreiche, aus Stein gemeiselte Exponate gezeigt, die die Menschen für den täglichen Gebrauch benutzten. Offiziell leben die Indigenen von Costa Rica in mehreren Reservaten, geschützt von neugierigen Besuchern. Doch auch 500 Jahre nach ihrer Entdeckung kommen sie nicht zur Ruhe. So trafen wir vor zwei Tagen eine junge Schweizerin, die für einige Zeit auf einer Missionsstation für Indiander tätig war. Gegen aussen lernen willige und spanisch sprechenden Indianer, wie sie sagte, ein Handwerk, welches sie später in ihren Siedlungen ausüben können. Daneben - oder vermutlich zur Hauptsache - wird versucht, die Indianer, die faul seien und wenig an Entwicklung interessiert, zu bekehren. So konnte die Schweizerin an der ersten christlichen Heirat in einem Indigenen-Stamm teilnehmen, die jedoch oberflächlich und ohne Begeisterung zelebriert wurde, wie sie sagte.

Bis heute hat sich das Reisen hier in Costa Rico als einfach und sicher erwiesen, obschon in den Reiseführern von Banden und vielen Diebstählen gewarnt wird. Überhaupt kann das Reisen mit dem Reisebuch recht abwegig sein. Das heisst, man macht und sieht nur, was empfohlen wird und verpasst Orte, die der Reiseführer als unwichtig einstuft. So fand ich entgegen den Empfehlungen, Limon - der Landeort von Kolumbus, heute einziger Hafen am Atlantik - recht sehenswert. Das Problem ist, dass die heutigen Reiseführer mehrheitlich Orte empfehlen, die Aktivferien, wie man auf deutsch sagt, anbieten. Wanderungen oder landschaftlich weniger spektakuläre Orte werden übergangen.

Puerto Viejo, ein Touristenmekka nahe der Grenze zu Panama, jedoch ist ein Muss. Andres und ich genossen dort, einquartiert in einem tropischen Gartenhotel, einige erholsame Tage mit Baden im blauen warmen Meer. Der Höhepunkt war eine Küstenwanderung im nahen Nationalpark, wo wir neben verträumten Sandstränden unzählige Pflanzen und Bäume sahen, Vögel hörten, und wo wir allen drei dort vorkommenden Affenarten begegneten. Viele der Einrichtungen in Porto Viejo werden von Ausländern geführt, die sich bereits vor Jahren hier niedergelassen haben oder sich einheirateten. Vielleicht auch deswegen ist der Ort sehr teuer, trotz der bescheidenen und wenig gepflegten Umgebung und Infrastruktur.

Ich hoffe euch an Weihnachten, die wir an der Pazifikküste verbringen werden, meine Glückwünsche schreiben zu können.

Heute am 22. Dezember grüssen aus Costa Rica herzlich
Fritz und Andres

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