16. Oktober 2007

Nr. 35 Halbzeit

Bano, 16. Oktober 2007
Liebe Mitreisende

Kaum zu glauben! Vorgestern war Halbzeit meiner Reise. Zeit also für ein kurzes Innehalten (s. Beitrag weiter unten). Die Reiseroute, wie ich sie in den nächsten Monaten vorhabe: Peru, Bolivien, Chile, Argentinien, Paraguay, Uruguay, Brasilien.

Meine Tage in Quito, der Hauptstadt Ecuadors, waren ein Gemisch von Ausruhen, Begegnungen und Besichtigungen. Die Perlen der renovierten Altstadt sind die vielen mittelalterlichen Kirchen. Die Cantunia Kappelle, im Innern mit Gold überzogen, ist die Schönste, was ich unterwegs gesehen habe. Genial, wie die einheitlichen Verzierungen im Hauptschiff mit der geschnitzten Holzkanzel und zwei erhöhten Emporen überleiten zum wundervollen Altarteil.

Bei einem Znacht am Freitag verabschiedete ich mich von den zwei Frauen, mit denen ich in Galapagos war. Gleichzeitig feierten wir die vorgezogenen Geburtstage von Waltraut und mir. Am Sonntag traf ich mich noch kurz mit einer Journalistengruppe, welche unter der Leitung von Karl Schuler Projekte des Schweizerischen Roten Kreuzes im Amazonasbecken besuchte (was mir eine Einladung in Argentinien einbrachte). Dienstags dann traf ich Maria, eine angehende Reiseleiterin im letzten Studienjahr, die mir an Vormittagen die Neustadt und den Park am Äquator zeigte.

Ausruhen konnte ich mich in Quito auf 2800 Meter in den langen Nächten. Zwar waren die Vormittage meistens sonnig und warm. Doch nachmittags gab's Gewitter, später Regen und nass-kalte Abende.

Auf dem Weg in den Süden, der mich durch die Anden in ca. zwei Wochen nach Peru führen wird, besuchte ich über das Wochenende Latacunga und seine Umgebung. Dabei bummelte ich über zwei Märkte, die vorwiegend von der Quichua Bevölkerung besucht werden. Einen Tag später fuhr ich durch die Dörfer, wo die Quichua als Bauern auf Hügeln über 3000 Metern leben. Mein Ziel war der wunderbare Quilotoa Kratersee (Fotos dazu im nächsten Blog).

Ich sende allen ganz herzliche Grüsse, euer Fritz


Rückblick zur Halbzeit
(in kurzen Stichworten und trocken wie eine Bilanz)

Von mehreren LeserInnen werde ich gefragt, wie ich das mache, so lange und allein unterwegs zu sein? Die Antwort ich einfach. Die Reise verlief bisher ziemlich nach Plan, ich durfte weitgehend gesund bleiben, hatte keinen Unfall, keine gravierende Beraubung. Mein Unterwegssein — das wusste ich von Beginn an — kann nicht einfach ein zwei Jahre dauernder Urlaub werden. Lägst habe ich daraus ein Projekt gemacht. Und das beinhaltet sowohl Vorgesehenes, Höhepunkte, Überraschungen, aber auch Tiefen mit Zweifel und Enttäuschungen. Doch das meiste ist Alltag: Planen, fotografieren, Bus fahren, organisieren von Übernachtung, essen, den Blog schreiben und zu mir schauen, sprich: acht geben, dass meine Seele nachkommt. In der Tat, das lange ungebundene Reisen, um das mich unterwegs viele beneiden oder mich bewundern, ist schon etwas Spezielles.

Höhepunkte: Das Lächeln eines Menschen, dem ich unterwegs begegnete; das Unterwegssein mit Sohn Andres; das Zusammensein mit Bekannten in Venezuela und Kanada; die Besuche von Naturparks und Städten, in denen ich mich wohl fühlte; aber auch eure Kommentare im Reiseblog und eure E-Mails.

Alltägliches: Sehr bewährt haben sich der Tauchsieder zum Teekochen und das Bettyoga; das Folgen meiner inneren Stimme, mich an Naheliegendem zu erfreuen und auf Verlockendes weitab zu verzichten. Mühsam finde ich, dass mir das Spanisch nicht einfach geschenkt wird und ich hier keine deutschen oder englischen Übersetzungen von lokalen Autoren finde.

Entäuschungen: Dass mein Reiseblog den Kontakt mit meinen Lieben in der Schweiz nur beschränkt erhalten kann, und ich zu alt bin, um unterwegs ReisepartnerInnen zu finden (diejenigen, welche längere Zeit individuell reisen, sind meistens zwischen 18 und 30).

Quintessenz: Als Mensch bin ich anpassungsfähig und gewöhne mich so auch ans Älterwerden. Doch die Sehnsucht nach Anerkennung, Nähe und glücklichen Momenten an neuen Orten bleibt ungebrochen.

1 Kommentare:

At 30. Oktober 2007 17:29, Anonymous Anonym said...

Lieber Fritz,von Herzen alles Gute im neuen Lebensjahr,unterwegs in der weiten Welt...Ich verschlinge deine interesanten Reiseerlebnisse und freue mich an deinen schönen Fotos.Es ist jeweils, als ob ich selbst dabei wäre...Was du da alles erlebst,ist ist von einer Fülle und Vielschichtigkeit,um die man dich beneiden könnte..Doch alles hat seinen Preis,das erlebst du ja auch immer wieder..Herzlich Denise