31. Mai 2008

Nr. 50 Christine und Hans in Paraguay

Ciudad del Este, Paraguay, 29. Mai 2008
Liebe Mitreisende,

Christine und Hans Hostettler begegnete ich vor vierzehn Tagen in Bella Vista an einem Apero, das vom Schweizer Konsul aus der Hauptstadt veranstaltet wurde. Gegen zwanzig Schweizer aus dem Süden Paraguays waren angereist. Bauern und andere; solche, die in Paraguay geboren sind, und solche, die dorthin gekommen waren, um ihr Glück zu versuchen. Apero und Wein waren lokal hergestellt, die Rede spanisch. Untereinander wurde dann Schwyzerdütsch gesprochen, je nachdem.

Mehr als eine Stunde dauerte die Fahrt spät in der Nacht. Schon bald ging es auf Naturstrasse weiter, einer Piste über rote Erde. "Als ich vor dreissig Jahren hierher kam, fuhr ich bis zu meinem gekauften Land noch weit durch den Urwald." sagte Hans, "Doch bereits vor zehn Jahren erreichten die Rodungen unseren Hof." Christine ergänzt: "Erschreckend schnell verschwand der Urwald, nachdem die Sojabohne auf dem Weltmarkt immer gefragter wurde."

Noch gibt es angrenzend an ihr Land eine Insel Urwald. Privatland zwar, aber gross genug für einen schützenswerten Park. Um die Regierung beim Einrichten des Nationalparks San Rafael zu unterstützen, gründete das Paar zusammen mit Bekannten den Verein PRO COSARA. Doch bisher blieb die Gründung des Nationalparks ein Traum. Nun hoffen Christine und Hans auf die neue Regierung. Sie sind aber auch besorgt, denn der neue Präsident Fernando Lula redet von Landverteilung. Und im Park leben illegal arme Bauern und Indigene.

Dank Unterstützung des WWF und Spenden aus dem Ausland wurden wichtige Teilziele erreicht. So besteht seit Jahren ein Rodungsstopp. Der Missbrauch des Urwaldes wird mit sechs ausgebildeten und ausgerüsteten Parkwächtern und regelmässigen Überflügen eingeschränkt. Drei Lehrpfade wurden eingerichtet. Seit Monaten kommen Studenten zu Hostettlers, um in naturnaher Umgebung ihr Wissen zu vertiefen.

Als Gast im Haus Hostellter vernahm ich viel über ihr Leben und die Bemühungen zur Rettung des letzten atlantischen Urwaldes in Paraguay. Beide besitzen grossen Mut (Christine entkam im Januar haarscharf einem Attentat) und Pioniergeist. Vielfältig setzen sie sich ein für nachhaltige Entwicklung. Und beide hoffen, dass es nicht zu spät ist, denn bereits seit Jahren regnet es weniger, die Ernten schwinden. Hans wirtschaftet seit einigen Jahren biologisch. Neben Sojabohnen säht er Sonnenblumen, Sorgum, Weizen und Mais. Gegen zwanzig Mastrinder ergänzen den Betrieb.

(Information zur Rettung des Parks San Rafael: www.procosara.org oder bei Frau Messerli 031 7311753)

Bevor ich bei Hostettlers war, reiste ich gemächlich, die warmen Herbsttage geniessend, durch den Nordostzipfel Argentiniens. Ich machte Halt in schmucken Provinzstädtchen, besuchte den Park El Palmar mit dem letzten Wald der graziösen Yatay-Palme und die Lagune Esteros Ibera, wo ich Affen, Wasserschweine, Alligatoren, Hirsche und viele Vögel bewundern konnte. Anschliessend besuchte ich zwei Ruinenstätte einstiger Indigenensiedlungen. Diese waren während 100 Jahren von den Jesuiten aufgebaut worden, bis der spanische König die Missionare 1776 des Landes verwies.

Inzwischen bin ich nahe bei den Wasserfällen von Iguazu, die ich mir anschauen möchte. Anschliessen reise ich nach Brasilien: Der letzte grosse Brocken auf meiner im Herbst zu Ende gehenden Reise.

Herzliche Grüsse von Fritz, Bussreisender





Vierzehnjährige Indigene mit ihrem Säugling; sie gehören zu einer Gruppe, die am Rande des Parks San Rafael lebt.

Riesige Äcker in flachhügligem Land; der Süden Paraguays ist die Kornkammer des Landes.

Wohnhaus, Garage vom Büro, Scheunen; der Hof von Christine und Hans Hostettler-Kohli.

Idylle mit Wasser und Urwald; Hostettlers künstlicher See zur Stromerzeugung. Der grösste Teil ihres Privatwaldes liessen sie gesetzlich schützen.

Erdwälle zur Eindämmung der Erosion; eine neue Errungenschaft. Im Hintergrund der Park San Rafael.

Posieren beim Nüssesammeln; Tagelöhner verrichten bei Hans die Handarbeit.

Junge in einer Schule am Rande des Parks; die Bauern mit über 100 Ha haben mehrheitlich eine europäische oder asiatische Herkunft. Die Kleinbauern mit ca. 10 Ha sind Mischlinge von Spaniern und Indianern.

Christine beim Giessen von Pflanzen; Farne, Grünpflanzen und Orchideen gedeihen im Garten.

Hostettlers mit ihrer Magd beim Zmittag; es gibt Fisch aus dem eigenen See.

Parkwächter beim Morgenrapport; ihr Rundgang wird spontan fest gelegt.

Das scharfe Auge aus der Luft; auf Flügen im Ultraleicht verschafft sich Hans den Überblick über unerlaubtes Fällen und Roden im Park.

Geheimnisse des Urwaldes; Christine führt durch einen Lehrpfad.

Auffällige Flechte; Wunder an einem Palmenstamm.

Baumkronen im subtropische Regenwald; offen und vielfältig.

Junger Bambusstrieb; Geometrie der Natur.

Spinngewebe im Morgenlicht; Attraktion für Fotofans.

April mit Kröte: "Ich liebe ihren weichen Bauch."

Der Gast verreist, Hans giesst die von Fritz gepflanzten Gemüse.

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