11. November 2007

Nr. 37 Peru - Eine Leiche im Bus

Chachapoyas, 11. November 07
Liebe Mitreisende

Nach der Besichtigung der vorchristlichen Ausgrabungen bei Trujillo am Pazifik änderte ich kurzerhand meine vorgesehene Route und begab mich auf eine Reise quer durchs Andenhochland. Die Orte, in denen ich übernachtete, heissen: Cajamarca, Celendin, Balsas, Leimebamba, Yerbabuena, Kuelap und Chachapoyas. Die fremdartigen Namen weisen auf alte, vorinkanische Völker hin, die hier einmal lebten und beachtenswerte Spuren hinterlassen haben: in Stein gehauene Wasserkanäle, Ruinen von Rundhäusern und Festungen, Mumien, Sarkophage und bizarre Steinfiguren, wie auf den Osterinseln. Ich reiste per Bus (siehe untenstehende Geschichte), hinten auf Kleinlastwagen, mit Minibussen (ein Lehrer nahm mich Autostopper mit auf die Schulreise) und mit einem Sammeltaxi. Dieses chauffierte ich das letzte Viertel selbst, weil der Fahrer dazu zu müde war. Die Naturstrassen, eng und holprig, führten hinunter zum Rio Marañon auf 700 Meter über Meer, über zwei Pässe von beinahe 4000 Meter, im allgemeinen aber durch Siedlungen und Kulturland (Kartoffeln, Mais, Bohnen) zwischen 2000 und 3000 Meter. Weidende Kühe und Milchsammelstellen im ersten Abschnitt erinnerten mich an die Schweiz. Doch dann durchreiste ich eine Hügellandschaft ähnlich der von Nepal, mit Brandrodungen an steilen Hängen. Unterwegs erlebte ich Regen (die Leute sagen, es regne zur Zeit aussergewöhnlich viel), Nebel, Sonnenschein und staunte auch hier über die vielfältigen Büsche und Kräuter mit ihren leuchtenden Blumen. Bilder zum Andenland in Nordperu folgen im nächsten Blog.

Ganz liebe Grüsse sendet euch mit herzlichen Dank für all die Rückmeldungen
euer Fritz

Peru (zum Vergrössern auf Karte klicken)


Eine Leiche im Bus
In Cajamarca buche ich zwei Stunden vor Abfahrt auf dem hintersten Sitz den zweitletzten freien Platz. Wieso ist dieser Bus bereits voll, denke ich. Als wir um halb zwei, es ist Sonntag, abfahren, sitzt neben mir ein jüngerer Mann. In einer Tasche vor seinen Beinen hockt ruhig ein roter Hahn. Im Mittelgang vor ihm steht ein weiterer Mann. Die beiden gleichen sich, als wären sie Brüder. Dauernd reden sie während der Fahrt erheitert miteinander und den Frauen, die drei Sitzreihen vor uns belegen. Eine wendet ihr junges Gesicht stets nach hinten, spricht und lacht drauflos.

Eine lustige Gesellschaft, denke ich. Hat sich diese unterwegs so schnell gefunden? Oder, was eher zutreffen wird, gehören die irgendwie alle zusammen? Doch warum sind sie so erheitert, lachen und erzählen sich dauernd Witze? Ich mag nicht nachfragen. Zu fest werde ich auf der rauen Strasse im Sitz hin und her geschüttelt. Und überlaute Musik hallt durch den Bus. Er ist verziert mit grünen Vorhängen! Von draussen erhasche ich Blicke auf grüne Weiden mit grasenden Kühe, eine Schlucht, dann ein Haus, Kartoffelfelder, Eukalyptusbäume.

Ob all dem Gerede hat der Mann nicht gemerkt, dass der Hahn aus der Tasche entschlüpft ist. Vergebens wird zwischen den Beinen der Passagiere gesucht. Dafür guckt nun ein Huhn aus der Tasche. Über viele Kurven erreichen wir langsam einen Pass. Regenwolken verdunkeln den Himmel und die Sicht. Bei den nächsten Häusern hält der Buss. Der Fahrer geht ins Restaurant, die Frauen aufs Häuschen, die Männer an den Strassenrand. Die beiden Brüder steigen auf einen kleine Hügel und betrachten das weite Land. Kommen sie vielleicht von hier und kehren nun nach längerer Abwesenheit zurück? Weiter geht die Fahrt steil bergab in ein enges Tal. Regen vermischt mit Hagel prasselt aufs Dach. Schnell werden alle Fester geschlossen, diese beschlagen sich sofort. Das Gelächter ist verstummt, nicht aber die Musik. Wegen Gegenverkehr muss der Bus auf Ausweichstellen warten, einmal sogar im Rückwärtsgang eine suchen.

Plötzlich wird es auf den Sitzreihen vor mir unruhig. Die Frauen stehen auf, nehmen ihre Taschen aus dem Traggestell und drängen sich nach vorne, gefolgt von den beiden Brüdern mit ihrem Federvieh. Ich wische das Fenster und sehe, dass wir uns Häusern mit einer Gruppe wartender Menschen nähern. Das wird ein gutes Foto, denke ich und öffne, als der Bus stoppt, das Fenster. In diesem Augenblick bilden die Wartenden direkt vor meinen Augen einen Halbkreis um den Bus. Kinder, Frauen und Männer. Alle sehen traurig aus. Viele weinen. Andere schreien verzweifelt. Ein Blitz löst sich aus den Wolken. Und bevor der dumpfe Donner einsetzt erscheint aus dem Gepäckraum ein Sarg. Bedeckt mit einem blauen Tuch wird er von den Brüdern getragen, die mit mir gereist sind. Schnell verschwindet der Trauerzug hinter den Häusern. Neue Fahrgaste drängen in die leeren Sitzreihen. Als der Bus weiter fährt, hat sich der Himmel gelichtet. Die Hügelkuppen ringsum sind wie mit einem weissen Teppich belegt.

1 Kommentare:

At 1. Januar 2008 23:18, Blogger maria luiza said...

hola fritz las fotos estan bien bonitas , pero lo que no esta tan bonito es que te fuiste sin despedirte de maria luisa yo esperando como tonta que vinieras a la tienda y no pude escrivirte el mensaje por que no acepta tu correo no se a que se refiere o me puedes ayudar como entrar pero emviame la respuesta pronto bueno chau ate:mluisa